Die Prüfungsreform der HR-Leiter ist geglückt

Die Prüfungsreform der HR-Leiter mit eidg. Diplom wurde auf 2020 grundlegend überarbeitet. Erste Erfahrungen wurden gemacht. MKS hat sich mit Chris Dunkel über die neue Ausrichtung, Ziele und Vorteile der künftigen Absolventinnen und Absolventen unterhalten. Lesen Sie das Interview.

Herr Dunkel, die höhere Fachprüfung für HR-Leiter-/innen wurde grundlegend reformiert, die erste Prüfung erfolgreich durchgeführt. Sie waren dabei federführend. Ist die Umsetzung der Reform geglückt?

Ja, die Premiere im Herbst 2020 hat gezeigt, dass die Reform geglückt ist. Jetzt können Absolventinnen und Absolventen einen Ausweis erwerben, der das Vorhandensein der relevanten Kompetenzen (und nicht nur Fachkompetenzen) als Leiterin HR oder Leiter HR in einer KMU belegen. Wer seine erworbenen Praxiserfahrungen mit dem eidgenössisch anerkannten, höchsten Diplom in der Berufsbildung belegen will, findet hier eine Gelegenheit, sein Potential überprüfbar unter Beweis zu stellen.

Da das erfolgreiche Profil von HR Leiterinnen und HR Leiter vor allem gesamtunternehmerisches Denken und Handeln umfasst, sind neu auch Prüfungsteilnehmer/-innen zugelassen, welche als Quereinsteiger aus einer Linienfunktion viel Erfahrung in Führung und Mitarbeitenden-Entwicklung mitbringen. Auch mit solchen Erfahrungen ist ein Bestehen dieser höheren Fachprüfung, also dem eidgenössischen Diplom, neu möglich. 

Eine Auswertung bei den Absolventinnen und Absolventen sowie den Bildungsinstituten ziehen eine durchwegs positive Bilanz. Wichtige Learnings konnten gemacht werden. Kleine Anpassungen wie zum Beispiel im zeitlich-organisatorischen Ablauf der Prüfung nehmen wir auf Herbst 2021 vor. 

Und hier die schönste Erfolgsmeldung: Die Anzahl Anmeldungen für die zweite Durchführung hat sich bereits verdoppelt!

Was waren die Ziele der Reform? Wo liegen die Unterschiede der heutigen Prüfung zur vorherigen?

Es gibt eine ganze Reihe von sehr wesentlichen Unterschieden, welche alle in den heute veränderten Anforderungen bei Jobs mit Gesamtverantwortung im HR begründet sind. Die absolut wichtigste Veränderung ist der Umstand, dass neu jetzt in erster Linie beurteilt wird, ob Kandidatinnen und Kandidaten Lösungsansätze aus HR-Sicht darstellen können, welche konsequent in gesamtunternehmerischen Überlegungen eingebettet und begründet sind und ob sie diese Lösungsvorschläge einer simulierten Geschäftsleitung auch argumentativ überzeugend darlegen können. Und dies nicht nur in schriftlicher Form, sondern auch „life“ in einer anspruchsvollen Präsentation und Diskussion.  

Was hat sich für die Kandidatinnen und Kandidaten geändert?

Es sind dies vor allem zwei Dinge: Zunächst müssen sich Kandidatinnen und Kandidaten während der Vorbereitung klar werden, dass sie ihre bisherigen Erfahrungen und ihr Fachwissen um ein Denken in gesamtunternehmerischen Dimensionen erweitern müssen. 

An der Prüfung selber ist neu, dass keine Fragen mehr zu beantworten sind, welche ausschliesslich HR- Fachkompetenzen abprüfen. Hingegen ist sowohl im schriftlichen als auch mündlichen Teil immer darzulegen, welche Überlegungen und Schritte einen möglichst grossen Beitrag zu den unternehmerischen Zielen einer KMU oder einer Organisation bedeuten. 

Worin liegt der Nutzen der reformierten Prüfung für die Unternehmen, was bekommt man von neuen HR-Leiterinnen und HR-Leitern?

Die Antwort auf diese Frage kristallisiert sich aus den oben genannten Antworten schon etwas heraus. Wenn ich versuche dasselbe in anderer, vielleicht ein bisschen pointierter Form zu beantworten, würde ich das Folgende sagen: Man bekommt HR Leiterinnen und HR Leiter, die in allem was sie tun immer in erster Priorität die unternehmerischen Ziele (Kunden, Produkte, Finanzen,Mitarbeitermotivation) im Auge haben und nicht etwa nur aus organisatorisch-praktischer Sicht der HR-Abteilung argumentieren.   

Als ehemaliger HR-Top-Manager eines internationalen Grosskonzerns; wie sehen Sie den Stellenwert der Höheren Fachprüfung im unternehmerischen Umfeld bzw. wo würden Sie Inhaber/-innen dieses Diploms einsetzen?

In einer KMU oder grösseren Organisation würde ich Absolventinnen und Absolventen der neuen Höheren Fachprüfung in die Geschäftsleitung nehmen und ihnen die Leitung von HR übergeben. In grossen Unternehmen würde ich sie überall dort sehen, wo Führung bezüglich der praktischen Umsetzung von geschäftsrelevanten Veränderungen und Prozessen mit HR-Bezug im Zentrum stehen oder jemand als „HR Business Partner“ unternehmerisch wirksam die Linie betreuen und beraten soll. 

Für sehr spezialisierte HR-Fachverantwortungen in grossen Unternehmen, wo es um komplexe HR–Fachthemen wie zum Beispiel Vergütungs-Politik, globales Organisations- und Changemanagement oder Management-Entwicklung u.ä.m. geht, würde ich dagegen eher Absolventinnen und Absolventen aus der Hochschulbildungswelt anstellen. 

Aber als Praktiker muss ich dieser Aussage aber unbedingt noch folgende Kernerfahrung anfügen: Letztendlich entscheidet immer Verhalten und Einstellung und nicht Schulungs- oder Fachhintergrund über Erfolg oder Nichterfolg. Hauptsache ist, ob jemand über den Antrieb verfügt, an sich selber und mit anderen zusammen zu arbeiten, Netzwerke aufzubauen und laufend weiter zu lernen.  

Gute HR-Fach- und Führungskräfte sind gefragter denn je. Als Präsident von HRSE (Trägerverband Human Resources Swiss Exams) sind Sie natürlich stark gefordert. Wo liegen die nächsten Ziele bzw. die Schwerpunkte des Verbands HRSE?

Es sind dies vier Ziele: Wir wollen erstens die weiter oben besprochene Höhere Fachprüfung „Leiterin HR / Leiter HR mit eidgenössischem Diplom“ bekannter machen und als Alternative zu vergleichbaren Abschlüssen im universitären Bereich klar positionieren. Wir wollen zweitens die hervorragenden Möglichkeiten im Rahmen der Berufsbildung in der Schweiz für eine Karriere im HR (Zertifikat, Berufsprüfung und Höhere Fachprüfung) noch besser und ansprechender kommunizieren. Drittens wollen wir, nachdem dies für die Fachprüfung und die Höhere Fachprüfung bereits erfolgt ist, nun auch noch das Zertifikat den aktuellsten Anforderungen im Arbeitsmarkt anpassen und sicherstellen, dass die wirklich von Unternehmen gefragten Fachkompetenzen dort ab Herbst 2022 noch besser abgeprüft werden können. Und zuletzt hat uns die Corona-Krise dazu bewogen anzustreben, dass die Prüfung für das Zertifkat neu nicht mehr in Präsenz-, sondern in einem dezentralen Online-Modus von zu Hause aus gemacht werden kann. Der Zeitpunkt für die erstmalige Durchführung dieser Neuerung ist heute noch offen. HRSE ist dazu mit allen Bildungsinstituten bereits im Kontakt. 

Herzlichen Dank für das Interview! 

 

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